04.03.2015
BlogDossier 1 - BildungDossiers
Der Begriff MOOC (Massive Open Online Course) beschreibt große, für alle zugängliche Onlinekurse. Unter OER (Open Educational Resources) werden offene, frei kopier- und üblicherweise auch veränderbare Bildungsmaterialien verstanden. Offene Bildungsprozesse (z.B. MOOCs) und offene Lernunterlagen (OER) werden auf EU-Ebene mit dem Ziel der erweiterten Zugänglichkeit und Internationalisierung von Bildung zunehmend gefordert und gefördert.
Zu den erwähnten Aspekten gibt es – neben der Digitalen Agenda – eine Reihe von politischen Vorschlägen seitens der Europäischen Union, die als besonders innovativ betrachtet werden können. Herausgegriffen sei an dieser Stelle, da besonders auf den Aspekt der Offenheit eingehend, die Mitteilung der EU-Kommission vom September 2013.
Mitteilung der EU-Kommission vom 25.9.2013: „Die Bildung öffnen: Innovatives Lehren und Lernen für alle mithilfe neuer Technologien und frei zugänglicher Lehr- und Lernmaterialien”
In dieser Mitteilung wird die Förderung hochwertiger, innovativer Lehr- und Lernmethoden mithilfe neuer Technologien und digitaler Inhalte beschrieben. Es werden Maßnahmen für offenere Lernumgebungen vorgeschlagen, die Bildung verbessern und effizienter gestalten sollen: wie viele Vorhaben im Bereich der Bildungspolitik, soll auch durch offene Bildung ein Beitrag zur Erreichung der Europa-2020-Ziele geleistet werden: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Wachstums in der EU durch besser ausgebildete Arbeitskräfte.
Es wird aber nicht nur auf die wirtschaftlichen Ziele eingegangen. Auch die “Gerechtigkeitswirkung” des erweiterten Zugangs “für benachteiligten Gruppen” bei sinkenden Kosten durch den Einsatz offener Ressourcen und neuer Technologien findet Erwähnung. Voraussetzung dafür seien aber “nachhaltige Investitionen in Bildungsinfrastrukturen und Humanressourcen”.
Es werden u.a. folgende Maßnahmen auf Ebene der EU und der Mitgliedstaaten vorgeschlagen:
Darüberhinaus findet die Internationalisierung von Bildung Erwähnung:
„Vor allem können Bildung und Wissen so Grenzen sehr viel leichter überwinden, wodurch der Wert und das Potenzial der internationalen Zusammenarbeit um ein Vielfaches steigen. Dank OER und vor allem MOOCs können Lehrkräfte und Bildungseinrichtungen heute gleichzeitig Tausende Lernende auf allen fünf Kontinenten erreichen […].”
In Österreich geht die Universitätenkonferenz in einer Stellungnahme vom Juni 2014 ausführlich auf MOOCs ein.
Darin wird empfohlen, dass Universitäten eigene MOOC-Angebote erstellen sowie MOOCs anderer Universitäten in Lehrveranstaltungen genutzt werden. Universitäten könnten Prüfungen zu an anderen Universitäten absolvierten MOOCs durchführen. Auch auf die politische Ebene wird eingegangen: Im Sinne einer Demokratisierung von Bildung und der gesellschaftlichen Verantwortung von Universitäten gegenüber allen Bevölkerungsschichten soll durch das Zurverfügungstellen von offener Bildung ein akademischer Wissensaustausch und -transfer erleichtert werden.
Ebenso finden MOOCs und OER im vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft herausgegebenen Universitätsbericht 2014 prominent Erwähnung.
Der Bericht stellt fest, dass “bei der Anwendung digitaler Technologien erhebliches Potenzial für Einsatz und Weiterentwicklung im Lehr- und Lernbereich besteht.” In Bezug auf MOOCs wird auf gesellschaftspolitische Aspekte eingegangen: “MOOCs können neuen Zielgruppen kostenlose akademische Bildung auf Hochschulniveau ermöglichen und damit zu einer Verbreiterung des Zugangs zu Hochschulbildung […] beitragen. Die Vielfalt der Teilnehmenden aus verschiedenen Altersgruppen, Kulturkreisen, mit verschiedenem Bildungshintergrund und beruflichen Vorerfahrungen kann die wissenschaftliche Diskussion stimulieren.”
Während mittlerweile MOOCs in Österreich angekommen sind – auf der Plattform iMOOx.at der TU Graz wurden zahlreichen MOOCs durchgeführt – fehlen noch die politischen Rahmenbedingungen. So vermisst man zum Beispiel öffentliche Finanzierung, wie sie auf EU-Ebene für MOOCs bereits dezidiert möglich ist.
Ebenso ist noch nicht sichtbar, wie OER in Österreich gefördert werden. Im EU-Finanzierungsprogramm für die Bildung Erasmus+ wird hingegen die deutliche Empfehlung ausgesprochen, dass die Projektergebnisse als OER zur Verfügung stehen sollen (siehe z.B. hier). Neben konkreten förderpolitischen Ansätzen sind aber auch bewusstseinsbildende Maßnahmen und Medienkompetenzbildung notwendig.
Hinweise:
eBOOK “The Battle for Open” von Martin Weller kann kostenlos heruntergeladen werden.
LINQ-Konferenz in Brüssel 2015: Learning Innovations and Quality steht unter dem Motto “The Need for Change in Education – Openness as Default?”.
Glossar:
MOOC
Die Abkürzung MOOC steht für “Massive Open Online Course”. Darunter versteht man große, für alle Interessierten offene Online-Kurse, die zumeist von Universitäten veranstaltet werden. Viele MOOCs lassen sich auf der von der Europäischen Union betriebenen Plattform Open Education Europa finden http://www.openeducationeuropa.eu/
OER
Als Open Educational Resources (englisch, kurz OER) werden freie Lern- und Lehrmaterialien in Anlehnung an den englischen Begriff für Freie Inhalte (open content) bezeichnet. Das Konzept von OER kann als eine neue Art der Informationserstellung und -(ver-)teilung im Bildungsbereich verstanden werden.
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