15.01.2016

Open Data – Open Society. Transparenz schaffen im Umgang mit Daten /#Dossier_Arbeitswelt #19

BlogDossier 2 - ArbeitsweltDossiers

Daten dominieren unsere Welt. Ob es sich um Schlagworte wie Open Data, Big Data, oder Datenschutz handelt, in einer digitalisierten Gesellschaft ist es nicht bloß eine Frage am Rande, was mit all der Information geschieht, die mittlerweile in Mengen gespeichert wird, die mit dem menschlichen Verstand kaum noch fassbar sind. Open Data spielt in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle. Im folgenden Beitrag soll geklärt werden, was man darunter versteht und wie sich idealerweise der Zugang dazu gestaltet.

Open Data und was damit nicht gemeint ist

Nicht wenige Menschen verbinden mit dem Begriff „Open Data“ die Angst, dass es sich um die völlige Offenlegung ihrer persönlichen, privaten Daten handeln könnte. Genau darum aber handelt es sich nicht. Es geht vielmehr darum, Daten, die z.B. aus der öffentlichen Verwaltung oder der Wissenschaft entstehen, als gesammelte – aggregierte und anonymisierte – Informationen, wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Ein wesentliches Open Data-Prinzip besagt, dass keine Daten veröffentlicht werden dürfen, die einen Rückschluss auf einzelne natürliche Personen zulassen.“ kann man dazu am Open Data Portal der österreichischen Verwaltung nachlesen.

Es geht also im Prinzip darum, diese Informationen, so wieder zugänglich zu machen, dass sie für alle, die dies wünschen, abrufbar sind. Durch diese Abrufbarkeit und eine benutzerfreundliche Aufbereitung stehen diese „offenen Daten“ somit der Allgemeinheit und interessierten Einzelnen zur Verfügung. Ein Einstieg in detailliertere Erklärungen dieser teils komplexen Materie, findet sich zum Beispiel auf Wikipedia. Schön erklärt wird das auch im nachfolgenden Clip des Open Data Portals Österreichs, welches die Daten von data.gv.at mit zusätzlichen privatwirtschaftlichen Quellen zusammenführt:

 

Was ist der Nutzen von Open Data

Open Data hat eine sehr breitgefächerte Nützlichkeit. Zum Einen geht es der Open Data Bewegung, die bestrebt ist möglichst viele Informationen öffentlich zugänglich zu machen, darum, eine Art Zurechnungsfähigkeit zu schaffen.

Das lässt sich leicht am Beispiel der öffentlichen Verwaltung erklären, in unserem Fall anhand des Open Data Zugangs der Stadt Wien:

Hier finden sich jede Menge Informationen und je nach dem wie es um die statistische – bzw. Programmierkenntnis der Anwender bestellt ist, lassen sich mitunter spannende Anwendungen kreieren. Alle Daten sind durch diverse Creative Commons Lizenzen gekennzeichnet, diese Lizenzen legen fest, in wie weit man die Daten weiterverarbeiten und veröffentlichen darf. Ein schneller Blick, zum Beispiel in die Auflistung der Wiener Hunderassen pro Bezirk, zeigt, dass es im 8. Bezirk, in dem ich wohne, im Jahr 2015 insgesamt 19 Labrador/Retriever Mischlinge gab.

Das mag nun nicht gerade hochinteressant anmuten, aber das Grundprinzip erklärt sich daraus. Das Magistrat Wien dokumentiert registrierte Hunde, ich als Wienerin kann mir bequem einen Überblick darüber schaffen. Dabei ist natürlich für jeden, der aus den zu Verfügung gestellten Daten Schlüsse zieht, immer die Quelle im Auge zu behalten. Die Statistik der Wiener Hunderassen, zum Beispiel, sagt mir natürlich nicht die wahre Anzahl von Hunden in meinem Bezirk, gibt mir aber einen guten Hinweis darauf, wie viele es wirklich sein könnten. (Dabei handelt es sich um ein allgemeines Problem jeder Statistik).

Insgesamt lässt sich somit recht praktikabel nachvollziehen, welche Daten aus der Verwaltungstätigkeit der Stadt (des Landes) generiert werden. Diese fließen in diverse, thematisch sortierte, Datensätze ein, welche sich leicht abrufen und herunterladen lassen. Bei der Zurverfügungstellung der Daten wird darauf geachtet, dass keine individuellen Rückschlüsse auf Personen möglich sind.

Durch die Auswertung, Aufbereitung und Veröffentlichung dieser Daten wiederum entsteht für die BürgerInnen der Stadt Wien ein besserer Einblick in das, was an Verwaltungstätigkeit geleistet wird. Das fördert im Allgemeinen nicht nur die Transparenz, es steigert auch das Verständnis für den mitunter abstrakten Begriff „Verwaltung“.

Wo finde ich offene Daten?

Open Data Datenbanken gibt für alle möglichen Informationsquellen. Auf nationaler oder europäischer Ebene, zum Beispiel. Beide Portale sammeln Daten aus der öffentlichen Verwaltung und machen sie für die allgemeine Weiterverwendung zugänglich.

In Österreich macht sich vor allem der Verein Open3 für Open Data stark. Open3 steht für „die drei Dimensionen, die in einem modernen Staat zu hoher Transparenz, Partizipation und Partizipationsfähigkeit und Möglichkeiten der Kollaboration zwischen verschiedenen Stakeholdern führen.“

Genau das sind Voraussetzungen, welche Ängste in Bezug auf Datensicherheit einschränken sollten. Es geht schon per se nicht um die Offenlegung privater Informationen, sondern um die Verantwortlichkeit des Staates gegenüber seinen BürgerInnen, eine Verantwortlichkeit, die man nicht oft genug einfordern kann. Der Vorteil davon liegt auf der Hand: Staatliches Handeln im Rahmen der öffentlichen Verwaltung wird transparent gemacht, innovative BürgerInnen haben die Möglichkeit zusätzlichen Nutzen zu generieren, indem sie die zur Verfügung gestellten Daten analysieren.

Was tut sich aktuell in Sachen Open Data

Robert Harm, Obmann des Vereins Open3 meint in Bezug auf die aktuellen Entwicklungen: „Im Rahmen des Open Government Modells ist Open Data ein wichtiger Baustein, um weiterführende Schritte wie Online-Partizipation und Online-Kollaboration zu ermöglichen. Der Bereich Open Data ist meiner Meinung nach relativ gut erschlossen (im Hinblick auf Voraussetzungen, best practices etc.) und der Fokus ist nun darauf gerichtet, auch auf den nächsten Stufen des Open Government Modells voranzukommen.

stufenmodell-kdz

Quelle: http://kdz.eu/de/open-government-vorgehensmodell bzw. https://www.open3.at/grundlagen/stufenmodell-open-government

 

Auf die Situation in Österreich angesprochen meint Harm: „In Österreich sind die Open Data-bereitstellenden Organisationen im Rahmen der Cooperation OGD Österreich organisiert. Diese verwaltungsgetriebene Kooperation funktioniert hinsichtlich Standardisierungen und Synergienerschließungen sehr gut. Vorreiter, auch im Hinblick auf die Integration in bestehende Abläufe, sind die Städte – und hier vor allem die Stadt Wien.

Verbesserungsmöglichkeiten gibt es sicher vor allem im Bundesbereich, wo etliche Ministerien oder öffentliche finanzierte Organisationen auch 2016 wenige oder gar keine Datensätze als Open Data bereitstellen. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass die Echtzeitdaten der Wiener Linien der beliebteste Open Data-Datensatz Österreich ist – mit 23 daraus entstandenen Apps. Im Rahmen der vom bmvit initiierten und finanzierten Verkehrsauskunft Österreich (VAO) gäbe es beispielsweise eine bundesländerübergreifende Plattform, mit der diese Potentiale für ganz Österreich realisiert werden könnten – leider gibt es dort noch kein Commitment, die dort aggregierten Verkehrsdaten auch als Open Data bereitzustellen.“

Was bringt die Zukunft

„Das Thema Open Government bleibt sicher auch die kommenden Jahre spannend.“ meint Harm. „Das künftige Informationsfreiheitsgesetz für Österreich wird meiner Meinung nach beispielsweise auch einen wesentlichen Einfluss darauf haben, wie sich das Thema Open Data weiterentwickelt. International hat sich gezeigt, dass klare Definitionen und auch ein Informationsfreiheitsbeauftragter zur Durchsetzung wesentlich dazu beitragen können, dass die aufgezeigten Potentiale von Open Government und Open Data auch tatsächlich für die Bevölkerung realisiert werden können.“

Ganz generell kann man also gespannt sein, was sich in den kommenden Jahren diesbezüglich tut. Positiv ist in jedem Fall, dass es in Österreich aktive Vorreiter und Wegbereiter für Open Data gibt.

 

Quellen:

Open Data (Wikipedia)

Mehr über die Lizenzen (creative commons licenses)

Standardfehler (Wikipedia)

Informationsfreiheitsgesetz geht in Begutachtung (futurezone.at)

Diverse Open Data Plattformen der Stadt Wien, Österreichs, der EU, sowie des Open Data Portals Österreichs.