16.11.2016

Open Data – mehr als Daten!

BlogLehrende / PädagogInnen

Erzählen Sie Ihre Geschichte!

Ein kurzer „Aufriss“, um Ihnen den vielfältigen Umgang mit Offenen Daten schmackhaft zu machen. Zum Umgang mit Offenen Daten gehört: Fragen entwickeln, dazu veröffentlichte Daten recherchieren oder eigene erheben, Daten nutzen, vernetzen und interpretieren; Visualisierungen „lesen“ lernen und eigene bauen sowie beispielhafte
Anwendung von Tools (die vielfach über Open Source zugänglich sind).

Einige Beispiele sollen aufzeigen, Daten sind kein abstraktes Gut, welches nur Empiriker_innen und Statistiker_innen vorbehalten ist. Daten sind ein wichtiger Zeichensatz, mit dem wir unsere Gesellschaft erklär- und diskutierbar machen. Erst Daten erlauben uns, über Dinge fundiert zu reden und Einigungen auszuhandeln. Wenn wir also von Open Data sprechen, sprechen wir von den Geschichten aus dem Leben.

Die Praxis ruft: Wir starten mit der Erhebung eigener – für die Schüler_innen relevanter – Daten: Beispiel Taschengeld-Ausgaben oder Beispiel Schulwege (Zeiten, räumliche Situation, Verkehr).

Am Beispiel Taschengeld entsteht zuerst eine Datenplastik: Wofür verwenden wir unser Taschengeld? Wie definieren wir übergreifende Kriterien, wie können wir das in vergleichbaren Daten darstellen? Wie können wir das z.B. mit Legosteinen visualisieren? Wie verändert die Farbauswahl das Bild, die Interpretation?1

Der nächste Schritt erfolgt über das gemeinsame „LESEN“ von Visualisierungen z.B. das Haushaltsbudget meiner Gemeinde/meines Bezirks. Interpretationen anhand unterschiedlicher Visualisierungen und Hintergrundfragen zur Datenerhebung. Die Schüler_innen lernen Open Data Portale kennen, die bei weiteren Rechercheaufträgen genutzt werden können wie zu den Themen Arbeit & Leben, Einkommen, Alterspyramide einer Gemeinde/eines Bezirks etc.2

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Abb.: School of Data: Wieviel kostet Bildung? Gruppenarbeit – basierend auf der Idee einer Ernährungspyramide wurden die Bildungsausgaben einer Stadt mit Lebensmitteln visualisiert. School of Data – 03.12.13 Beyound Data – Ergebnisse

Und jetzt das große ABER! Die Aufbereitung von Daten in Tabellen und deren Visualisierung ist eigentlich Bestandteil der Bildungsstandards. Wir brauchen mehr Praxisbeispiele, die auch für Lehrende, aus nicht einschlägigen Fächern, nutzbar sind. Eine fächerübergreifende und auch projektorientierte Herangehensweise wäre ein spannender Lernprozess. Zahlreiche Tools (z.B. infogr.am, google fusion tables, Treemap) gibt es bereits, die nach einem ersten „Durchprobieren“ relativ einfach anwendbar sind. Praxisorientierte Hilfestellung mit Unterrichtsbeispielen u.a.: Johannes Tanzler (E-Thesis) und der praxisorientierten Artikel von Dr. Peer Egdvet.3

Am Beispiel Schulwege als Einstieg Kopien, Ausdrucke von Landkarten für die erste Visualisierung nutzen. Für den Prozess des „Lesens“ von Visualisierungen gibt es vielfältige Beispiele. Beim oftmals problematischen 3. Schritt kann auf das bereits aufgearbeitete Thema „Georeferenzierte Daten im Unterricht“ zurückgegriffen werden. Sich auf
eigenen Karten „verorten“, auch mit anderen Medien kombiniert (Foto, Video, Podcast) findet bei Schüler_innen gutes Feedback. Welche Daten wären in und im Umfeld der Schule relevant. Wie können wir diese auf einer eigenen Map darstellen?4

Ein weiteres aktuelles Thema sind Wahlen: Von Wähler_innenstromanalysen bis hin zur räumlichen Darstellung von Wähler_innengruppen. Offene Daten bieten zahlreiche Möglichkeiten, Lernziele mit echten oder sogar regionalen
Daten fächerübergreifend zu “veredeln”. Die Arbeit mit Offenen Daten fördert das Prinzip des explorativen und forschenden Lernens, anknüpfend an die Interessen und Lebenswelten der Schüler_innen. Gerade die Vielfalt zeitgemäßer, interaktiver Visualisierungen und deren vernetzte Bereitstellung machen das Thema Offene Daten spannend.

Hinweise:
1. Beispiele nicht bildschirmgebundene Datenvisualisierungen. Von Datenplastiken
bis…von unserem Partner Jose Duarte (www.ledfish.com)
2. Datenportale: Regierungs- oder Verwaltungsdaten Österreich u. Basiseinführung
per Video: data.gv.at, Städteportale u.a. Wien https://open.wien.gv.at/ ;
Viele Anregungen für Themen u. Umsetzung insb. bei „Anwendungen“; Zentrale
Datenplattform für Daten aus Wirtschaft, Kultur, NGO/NPO, Forschung und Zivilgesellschaft:
www.opendataportal.at;
Finanzdaten von Österreichs Gemeinden. https://www.offenerhaushalt.at/
Visualisierungen: Ein Blick in die Geschichte über Google Search Grafiken Otto
Neurath oder wikipedia
3. Dr. Peer Egtved: Exploratives Lernen im Wirtschafts- und Politikunterricht mithilfe
von „Open Data“: http://www.zfoeb.de/2013_1/egtved.pdf; Tanzler, Johannes
(2014) Open Government Data im Informatikunterricht. Diplomarbeit, Uni
Wien/Fakultät Informatik. pdf siehe http://othes.univie.ac.at/32864/
4. http://www4.edumoodle.at/gwk/course/view.php?id=173; www.arcgis.com – insb. Galerie;
oder www.lehrer-online.de ( Lernen mit Geoinformationssystemen)
5. http://www.bpb.de/lernen/projekte/wahl-o-mat-im-unterricht/ Generelle Einführung
zum Thema „Open Data“ und Diskurs sowie zahlreiche Beispiele inkl.
Unterrichtsmaterialien Schwerpunkt politische Bildung; Umfangreiche Daten zur
letzten Wahl in Wien siehe Wienportal oben

Dieser Artikel ist dem eBook: Lehrende arbeiten mit dem Netz entnommen.