10.12.2015

Jung und alt, gemeinsam digital / #Dossier_Arbeitswelt #9

BlogDossier 2 - ArbeitsweltDossiers

Der Begriff „Generationenkonflikt“ hätte sich vermutlich in der Überschrift auch ganz gut gemacht. Da der darin vorkommende Konflikt das Thema schon im Vorhinein in eine Richtung schiebt, die schwierig, problembehaftet und anstrengend wirkt, lassen wir es lieber offen. Die Möglichkeit, hier Potential für gegenseitige positive Beeinflussung und ein konstruktives Miteinander zu finden, müssen wir zumindest zulassen. Dass unterschiedlichen Generationen von Vornherein etwas Konflikthaftes beiwohnt, hat mit der grundsätzlichen Skepsis gegenüber Andersartigem zu tun. „Die Jungen “ und „Die Alten“ tun seltsame, uns unbekannte und ungewohnte Dinge. Wer weiß, ob man dem trauen kann?

Der populäre Clip „Opas iPad“ von Komikerin Martina Hill (Knallerfrauen) 

So unterschiedlich, wie wir oft denken, sind die Generationen aber gar nicht. Aus dem Jugend-Trend-Monitor 2014 ging hervor, dass 54% der Jugendlichen ihre Eltern als große oder eher große Vorbilder sehen. Dies ist eine entscheidende Basis. Um sich an einem Vorbild zu orientieren, muss man dessen Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen aber nicht 1:1 übernehmen. Das zeigen auch die 77,4% der Jugendlichen, die nicht so werden wollen wie ihre Eltern. Es geht eben mehr darum, bestimmte Teile herzunehmen und sie mit eigenen Vorstellungen, Handlungsweisen und Ideen zu komplettieren.

Kein Generationenkonflikt auf dem Arbeitsmarkt

Dass das gern zitierte Bild des Generationenkonflikts in der Realität nicht unbedingt zutrifft, zeigte eine Studie des Bonner Instituts zu Zukunft der Arbeit (IZA). Menschen unterschiedlicher Generationen arbeiten auch in unterschiedlichen Berufsfeldern, Qualifikationsstufen und haben andere Erfahrungen vorzuweisen. Insofern gibt es keine unmittelbare Konkurrenz zwischen den Jungen und den Älteren auf dem Arbeitsmarkt. In diesem Zusammenhang wird in der Studie auch festgehalten, dass es aus oben genannten Gründen keine Maßnahmen zur Lösung arbeitsmarktpolitischer Probleme gezielt nur für die eine oder die andere Gruppe geben muss. Ein beschäftigungsfreundliches Umfeld, motivierende Faktoren und der Fokus auf Weiterbildung unterstützen alle TeilnehmerInnen des Arbeitsmarkts gleichermaßen.

Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer vom IHS hielt ebenfalls fest, dass es keine wechselseitige Substitution gibt, wenn Ältere dem Arbeitsmarkt länger erhalten bleiben.

Unterschiedliche Definition von Arbeit

Die persönliche Bewertung von Arbeit hat sich in den letzten Jahren zweifelsohne gewandelt. Schlagwörter wie Work-Life-Balance und die Flexibilisierung der Arbeit zugunsten einer besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit nehmen in vielen Befragungen unter Jugendlichen einen hohen Stellenwert ein. Das hat aber nichts damit zu tun, dass jungen ArbeitnehmerInnen die Arbeit nicht mehr wichtig ist, sie definieren sie nur breiter. Genau genommen, sind sie leistungsorientierter als früher, denn sie sehen es als selbstverständlich an, sich in unterschiedlichen Bereichen weiter zu bilden, ihren Informationsstand aktuell zu halten und sich Nischenkompetenzen anzueignen. Diese Bemühungen sehen sie aber nicht nur im Kontext des Unternehmens sondern ganzheitlich und streben nach Erfüllung in allen Lebensbereichen. Spaß, Sinnhaftigkeit und Herausforderung stehen an erster Stelle.

Screenshot (204)

Bild: Wahrgenommene Veränderung des Gratifikationssystems
Elisa Aichinger, Tina Deutsch, Helmut Friedrichsmeier, Felix Josef (Hg.): Jung & Gierig – Alt & Müde? Karrieren und Generationenkonflikte im modernen Management
http://www.facultas.at/zinfo/9783708910123/Jung_Gierig_Leseprobe_Inhalt.pdf

Iris Bachmaier, verantwortlich für das HR-Management bei Mondi, fasste die Maßnahmen in ihrem Unternehmen im Rahmen der Diskussionsrunde „Verschärft der demografische Wandel die Generationenkonflikte?“ folgendermaßen zu sammen: „Machtstrukturen werden von den Jungen nicht so angenommen. Wir schulen die Generation 50plus darin, dass Führung nicht nur Macht bedeutet.“ Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Arbeitszeit. Wir haben flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt. Es ist uns völlig egal, wann der Mitarbeiter arbeitet. Am Ende zählt das Ergebnis.“

Alt und jung gemeinsam im Team

Kommunikationsprozesse- und dynamiken haben sich verändert. Jüngere Generationen lernen, verstärkt über Schrift als über Sprache zu kommunizieren. Dies hat zwar den Vorteil, das man zeit- und ortsunabhängiger agieren kann, dennoch ist Sprache effizienter und weniger fehleranfällig. Mimik und Gestik unterstreichen, was wir sagen wollen. Dies fällt bei Schrift weg.

Screenshot (206)

Bild: http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf15/JIM15_2.pdf

Durch den demografischen Wandel kommt es dazu, dass in Teams KollegInnen sitzen, die einen mehr oder weniger großen Altersunterschied aufweisen. Doch nicht nur in hierarchischer Sicht ist hier ein offenes und tolerantes Miteinander gefragt. Arbeitsweisen können unterschiedlich gelernt und bevorzugt sein und sollten kein Hindernis für ein qualitatives Ergebnis darstellen. Noch mehr kann auf ein breites Spektrum an Kompetenzen und Wissen zurück gegriffen und dieses für das bestmögliche Ergebnis kombiniert werden. Durch das Auseinanderdriften von Kommunikationsgewohnheiten begegnen wir uns aber wieder mehr auf Augenhöhe. Generationen können voneinander lernen und sich austauschen.

Außerdem kann man nicht behaupten, dass die ältere Generation nichts mehr mit neuen Kommunikationskanälen zu tun haben möchte. Laut dieser Studie nimmt eben diese UserInnengruppe immer stärker zu:

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Bild: https://www.socialmedialernen.com/medienpraevention/studie-2013-wie-erwachsene-und-jugendliche-social-media-nutzen/

Vollpension

Ein erfolgreiches Projekt in Sachen Generationenvermittlung ist das Kaffeehaus Vollpension in Wien. SeniorInnen bereiten dort in einer Art Schauküche die besten Kuchen- und Tortenrezepte zu. Die Vollpension ist mittlerweile ein beliebter Treffpunkt für MehlspeisliebhaberInnen allen Alters.

Quellen:
Jugend-Trend-Monitor
http://jugendkultur.at/
http://www.mpfs.de/
http://www.dasmili.eu/
https://www.socialmedialernen.com
Vollpension Wien